von Nina / Informationen; Ursachen
Michaela ist selbst von einem BChE Mangel betroffen, mit mehreren Varianten des BCHE Gens (A und K Variante). Da es im Netz vorwiegend Informationen über den BChE Mangel im Zusammenhang mit der Unverträglichkeit von Betäubungsmitteln gibt, aber nicht der Zusammenhang in Bezug auf Nahrungsmittel und Medikamente Beachtung findet, informiert sie umfassend dazu auf ihrem Profil bei Instagram, Facebook und ihrer Webseite.
Doch was ist ein BChE Mangel überhaupt und was hat das mit einer Salicylat-Unverträglichkeit zu tun? Genau darum geht es unter anderem in diesem Interview:
Was sind überhaupt Cholinsterasen (BChE) und was hat das mit Salicylsäure zu tun?
Die Cholinesterasen sind Enzyme, die den > Neurotransmitter Acetylcholin abbauen, der für die Nervreizweiterleitung zuständig ist. Ohne Acetylcholin könnten wir uns nicht bewegen, nicht denken, uns nicht erinnern u.v.m. Die Cholinesterasen bestehen aus der Acetylcholinesterase (AChE) und der Butyrylcholinesterase (BChE). Acetylcholin dockt an nikotinergen und > muskarinen Rezeptoren an. Wird es nicht abgebaut, führt dies zu einem Dauerreiz, was im schlimmsten Fall zu Krämpfen bis hin zur Atemnot und zum Tod führen kann. Die Butyrylcholinesterase baut neben Acetylcholin weitere Stoffe ab, wie Acetylsalicylsäure u.v.m. Beide Enzyme können durch Gifte gehemmt werden und somit nicht mehr funktionieren. Auch Salicylat kann zu einer Hemmung der Cholinesterase beitragen. Symptome, die durch die Hemmung der Cholinesterasen auftreten, können denen einer Salicylat-Intoleranz ähneln.
BChE ist ein Bio-Scavenger, eine Art Sicherungssystem und schützt AChE vor der Hemmung. Ohne AChE kann man nicht überleben.
Wie kann es zu einem Mangel an BChE kommen?
Ein genetisch bedingter Butyrylcholinesterase (BChE) Mangel wird von einem oder beiden Elternteilen vererbt. Es gibt 100 verschiedene Varianten des BCHE Gens, welche auch miteinander auftreten können. Die Hauptvarianten sind die A (atypische Variante) und die K (Karlow Variante). Dadurch kann das Enzym nicht mehr alle Stoffe so binden, wie es sollte und funktioniert deshalb nicht richtig oder es werden weniger oder gar keine Enzyme produziert.
Andere > epigenetische Gründe können u. a. sein:
- Vit B12 Mangel
- Schilddrüsenunterfunktion
- Chronische Lebererkrankungen wie Entzündungen an der Leber, Leberzirrhose und Leberstauung
- Chronische Entzündungen (z. B. im Darm)
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akute Vergiftungen mit Organophosphaten und Carbamaten (z. B. Insektizide)
- Verbrennungen
- schwere Blutarmut
- Hormonelle Verhütung
- Während oder nach der Schwangerschaft (75% des Ausgangswertes)
- Neugeborene (mind. bis ca. zum 4. Lebensmonat)
- Einnahme von Medikamenten wie Antihistaminika, Cortison, Antibiotika und Betäubungsmitteln
Verspannungen sind ein typisches Symptom bei einem BChE Mangel
Welche Symptome treten im Zusammenhang häufig auf?
- Muskelverhärtungen und extreme Nackenschmerzen
- wellenartige Muskelschmerzen, Zuckungen, Krämpfe, Schwäche, Taubheitsgefühle und Ameisenlaufen
- Flush, Juckreiz und Urtikaria
- Herzrasen oder zu langsamer Herzschlag
- Atemnot bis hin zu anaphylaktoiden Reaktionen
- Histaminsymptome wie Nase laufen, Schleimbildung und Druck in den Nebenhöhlen
- Bauchkrämpfe, Durchfall und Verstopfung
- Gelenkschmerzen (ähnlich Rheuma)
- Harnverlust
- Albträume, Ängste und Depressionen
- Mögliche Fettleibigkeit, aber auch übermäßig schlanke Figur
- Starkes schwitzen bzw. nicht schwitzen
- Schluckauf
Welche weiteren Substanzen, außer der Salicylsäure, sind bei einem BChE Mangel problematisch?
- Betäubungsmittel (Esterbetäubungsmittel wie Procain, aber auch Articain, Succinylcholin und Mivacurium)
- Medikamente (Cholinesterase Hemmer, einige Antihistaminika, Antibiotika und Cortison, Anticholinergika machen früher und verstärkt Symptome)
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Pestizide wie Herbizide und
Fungizide
- Insektizide wie Mückenspray, Wurmmittel und Flohhalsbänder
- Pflanzengifte (insbesondere Nachtschattengewächse wie Kartoffeln, Paprika, Tomaten, Auberginen, Ashwagandha und Goji, aber auch z. B. Opiate, Atropin, Caspacain, Nikotin)
- Zusatzstoffe in Schmierölen, Kerosin (im Zusammenhang mit Flugreisen), Weichmacher, Farben, Lacke, Klebstoffe, Flammschutzmittel u.v.m.
- Pflanzengifte wie Atropin (Tollkirsche), Physostigmin (Kalabarbohne), Nikotin (Tabakpflanze), Curare (Pfeilgift) aber auch Muskarin (Fliegenpilz) u.v.m.
- Nervengas
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Auch Stress ist als negativer
Einflussfaktor relevant
Wie kann ein BChE Mangel diagnostiziert werden?
Der BChE Mangel kann nur per Gentest diagnostiziert werden.
Cholinesterase (CHE) im Blut sagt nur etwas über die Menge der Enzyme aus und ist nicht aussagekräftig für die Aktivität der Enzyme. Aktivitätstests sagen nur etwas über die Hauptvarianten aus.
Jeder deutsche Arzt kann mit dem "Laborschein 10" und der Indikation 'Medikamentunverträglichkeit" einen Gentest des BCHE Gens veranlassen. Die Kosten übernimmt die gesetzliche Krankenkasse und geht nicht von den Laborkosten des Arztes ab.
Die Butyrylcholinesterase ist bei Ärzten vielleicht bekannt als Pseudocholinesterase, Plasmacholinesterase, atypische Cholinesterase, Cholinesterase II, Serumcholinesterase, BChE oder andere, deshalb verwende ich nur die Begriffe Cholinesterase oder BChE Mangel.
Gibt es weitere genetische Veränderungen, die im Zusammenhang von Interesse sein könnten?
Veränderungen in den Genen CYP2C9, NAT2 und UGT1A6 können zu einer Aspirin-Intoleranz und Urtikaria führen.
Möglicherweise können auch Veränderungen in den Rezeptoren ein Grund für Unverträglichkeiten von bestimmten Lebensmitteln sein, denn speziell Nachtschattengewächse besetzen auch die Rezeptoren, somit kann Acetylcholin nicht wirken.
Vielen Dank für das interessante Interview zum Thema und deine wertvollen Arbeit liebe Michaela💜
Wer mehr zum Thema „BChE Mangel“ erfahren möchte, findet weitere Informationen dazu auf der > Webseite von Michaela.